Sie brauchen keine Brille sagte der Optiker. Sie sind zwar ein wenig weitsichtig, aber das liegt alles noch im grünem Bereich.
Trotzdem beschloss ich irgendwann eine zu tragen. Eine Schwarze, keine rosafarbene, das wäre mir auch viel zu peinlich gewesen als Teenager. Das war auch eine praktische Tarnung, so konnte mir nicht jeder gleich in die Seele sehen, solange ich es schaffte den Mund zu halten, was leider selten gelang.
Irgendwann vergaß ich dass ich sie trug, sie gehörte zu mir und trotzdem entging mir kein Detail. Nur wenige Freunde durften mich begleiten, die meisten längeren Freundschaften beruhten auf Distanz.
Irgendwann beschloss ich das Schluss sein muss mit Distanz, das ist kein Zustand, sie sollten näher kommen, gerne auch mal ein paar neue Gesichter. Mir wurde es schnell zu nah, irgendwie nervten sie mich, bei aller Liebe.
Was mich da nervte, waren nicht unbedingt die Macken die einen aus der Ferne nicht auffallen, die fielen mir zwar auf, aber das war es nicht. Es war die Spiegelung. Die Spiegelung auf meine Realität.
Sie machten die gleichen Fehler wie ich und ich ertrug es nicht, wenn ich daneben stand. Wie kann sie nur? Wie konntest du? schallt es zurück. Aber es ist doch ganz klar was sie jetzt machen muss, sie soll endlich handeln! Warum hast du damals nicht gehandelt, wenn du doch so gut Bescheid weißt wie es geht?
Ich wurde wütend. Wütend auf mich, wütend auf sie. So will ich nicht sein, das Spiegelbild war grässlich und ich begann mich zu ändern, jedes Mal wenn ich wie sie wurde erinnerte ich mich an sie und meine Wut auf ihr Verhalten.
Doch es gibt auch die andere Seite, die sonnige Seite. Da läuft man seit Ewigkeiten durch einen dunklen Wald und erzählt von den Grausamkeiten die einen wieder fahren sind und bekommt immer ein interessiertes Ohr dafür.
Irgendwann kommt das Ohr aber mit in den Wald und hat auch seine Augen nicht vergessen. Ich schaue in ihre Augen und erschrecke. Wie kann sie so was sehen? Hier?Verrat! Sie weiß doch was ich sehe, warum sieht sie so anders? Werde wütend, suche das Weite. Allein, allein möchte ich sein im dunklem Wald.
Es raschelt, es knarrt. Hilfe! Scheiß Wald ich muss hier raus. Sofort. Plötzlich sehe ich eine noch nie gesehen Lichtung, die Spiegelung steht da und lächelt. Mein Waldbild vermischt sich mit der Spiegelung, plötzlich wachsen Blumen am Wegesrand im dunklem Wald.
Ich hasse die Brillen andere denke ich und grummele vor mich hin. Warum stehen die alle auf so farbige Motive? Wer gibt ihnen das Recht damit durch meinen Wald zu laufen? Ach ja, das war ich.
Woher sollte ich ahnen, dass die so drauf sind?
Bist du tolerant? flüstert es in meinen Kopf`. Es ist dir doch sonst egal wie ein Mensch daher kommt, wenn der Kern stimmt, was stören dich jetzt die Brillen? Weil sie mir widersprechen, weil sie mich vielleicht zu einer Korrektur zwingen.
Der Korrektur das ich vielleicht falsch lag und dass auch im dunkelsten Wald irgendwo eine Blume blüht. Vielleicht hatte ich nur die falsche Brille. Ich nehme die Brille ab und sehe, dass die Gläser jetzt in einem fröhlichen Braun strahlen.
Scheiß Spiegelungen. Scheiß Freunde. Scheiß Brillen. 😉
Zu diesem Thema absolut sehenswert: Der Film „What The Bleep Do We Know „:
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What the bleep do we (k)now ?! von HORIZONFILM.de
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